Frage 1: STREIT
Raus aus Streit und Kampf: Was behindert derzeit den Aufbau von Zivilisation?
Wozu bisher Gewalt, mit der man zerstört, was man selber braucht? Wäre in einem friedlichen Miteinander möglich, einen paradiesischen Überfluss für alle zu schaffen? Damit es auch ökologisch stimmt, was wäre eine passende Dosis Bescheidenheit?
Antworten:
1.1 Regeln befolgen und verletzen
Auf Planet Erde ist beides üblich: Regeln befolgen und verletzen. Eigentlich könnten und sollten Regeln bei Streit helfen, diplomatisch gute Lösungen zu finden. Jedoch mit vielen polarisierenden Juristen auf beiden Seiten bei einem Streit wird oft Chaos zementiert. Ein derartiges Durcheinander gilt transgalaktisch als unzivilisiert, verwirrend und gefährlich.
Zu einem für Staatsterrorismus typischen Phänomen: Die Juristenorganisation IALANA Deutschland versuchte einen Beitrag "Krieg zwischen Hamas und Israel 2023" zur Versachlichung der Auseinandersetzungen zu leisten, ihr Fazit:
"Beide Konfliktparteien verstoßen in eklatanter Weise gegen das humanitäre Völkerrecht. Geboten sind daher nicht einseitige Parteinahmen und Waffenlieferungen, sondern eine sofortige Beendigung des bewaffneten Konflikts … ."
Seit der Gründung von Israel als Staat gibt es von beiden Konfliktparteien schier endlose Willkür und Gewalt. IALANA betont: Das alles ist weit entfernt von Notwehr.
Zu Details siehe Wer von euch allen in Nahost ist ohne Reue?
1.2 Zuschauen, ohne zu reagieren
Zum Erkennen einer Vorstufe von Zivilisation ist grundlegend zu verstehen, wie breit und starr die Voreinstellungen von Behörden bei ganz unterschiedlichen Sachverhalten sein können. Behörden können zuschauen, ohne zu reagieren. Die Bedingungen für ausufernde Gewalt sind weltweit ähnlich. Über global krasse Leiden berichtet laufend iz3w: Die Schwerpunkte der letzten beiden Hefte 2024 sind: „Die dunkelste Stunde – Genozide“ und "Noch reparabel? Die Vielfachkrise". In wieweit sind humanitäre Sackgassen, im Detail vor Ort, "wissenschaftlich nachvollziehbar?" Nur schwer, für fast niemand genug, um sich selbst zu helfen.
1.3 Wirtschaftspolitik
Die Kraft hinter ausufernder Gewalt ist oft eine Wirtschaftspolitik, welche Ungerechtigkeiten laufend vergrößert und absichert. Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer. Es ist offensichtlich und krass, aber die zuständigen Politiker und Behörden halten oft längere Zeit an ihren willkürlichen Einstellungen fest. Die Aliens, denen ich berichte, würden eine derartige Absurdität vor allem gerne emotional verstehen. Ich auch, was genau ist denn da so empörend absurd? Ein paar Anhaltspunkte:
"Sobald ein Mensch (Manager und so …) die Summe von einer Million Euro jährlich verdient, hätte der zwar keine Chance mal Milliardär zu werden, aber er könnte sich als ein "besser verdienender Arbeitnehmer" bereits jeden Tag im Jahr eine Menge Unsinn leisten. Was denn? Na, zum Beispiel würde es ausreichen für: Seine privaten Friseure schneiden täglich das Gras bei seiner Villa. Nicht mit einer groben Gartenschere, sondern fein für eine edle Gras-soden-Frisur. Sowas ist eine bitter-groteske Karikatur tatsächlicher Zivilisation.“
Nur wenige Menschen können sich mögliche zivilisierte Gesellschaften bereits vorstellen. Einige Menschen meinen, es gibt zwar den Mindestlohn, jedoch fehlt ein Höchstlohn. So eine Obergrenze wird politisch gefordert. Würde der Maximallohn auf das Fünffache so eines Minilohnes begrenzt, dann würden Manager, hohe Beamte und Politiker usw. den Minimallohn rasch steigen lassen.
1.4 Limitarismus
Besonders klar wird die wirtschaftliche – und somit auch soziale – Ungerechtigkeit im Buch von Ingrid Robeyns: (Limitarismus - Warum Reichtum begrenzt werden muss, S. Fischer Verlag, 2024). Sie betont:
"19 von 20 Menschen meinen, durch das vorherrschende marktradikale Denken hätte jeweils einer von tausend Menschen viel zu viel Geld, die anderen zu wenig. Sie verdeutlicht: Das ist sogar gänzlich unnütz, was Lebensqualität betrifft. Sie hat die Größenordnung nachgerechnet: In England hatte 2021 der Multi-Milliardär Sir Leonard Blavatnik so viel Vermögen, dafür müsste er täglich (!) so viel Geld verdienen, dass er sich täglich in London eine Drei-Zimmer-Wohnung kaufen könnte: 45 Jahre lang (im Alter von 20 bis 65 Jahren). Solche Auswüchse von Reichtum sind schädlich, sie sollten vermieden werden. Eine Obergrenze des Vermögens von 10 Millionen Euro wäre doch locker zumutbar."
Richtig organisiert könnte die von Robeyns empfohlene Obergrenze sozial und ökologisch enorm zum Überleben beitragen. Sie könnte sogar den bekannten Stress der Reichen verringern.
1.5 Meinungsfreiheit und Behörden
Ähnlich ist alltäglich, dass Behörden im Namen von "Meinungsfreiheit" sowohl Schreiben als auch Taten von Rechtspopulisten bis hin zu Extremisten gezielt missverstehen und übergehen – sei es nun fahrlässig oder vorsätzlich. Da hebt ein Bundesverwaltungsgericht ein Verbot des Magazins Compact "vorläufig auf", obwohl es im Urteil einräumt, dass "Compact" rhetorisch in vielen Beiträgen eine "kämpferisch-aggressive Haltung gegenüber elementaren Verfassungsgrundsätzen" einnehme. Auch findet das Gericht "in weiten Teilen nicht zu beanstandende Beiträge" (Tagesspiegel vom 15. 8. 2024, Seite 5). Muss man denn warten, bis solche Schriften zu unmittelbaren einem Angriff mit Gewalt auf die Demokratie geführt haben, wie beim Capitol in Washington?
1.6 Vergewaltigungen
Für eine Vorstufe von Zivilisation ist typisch, dass Ungerechtigkeiten sich enorm verfestigen und lange Zeit bestehen können. Ein Musterbeispiel ist der Umgang des juristischen Systems mit Vergewaltigungen. Es gibt zwei Geschlechter und als Opfer davon sind meistens Frauen betroffen – so wie von anderen Ungerechtigkeiten. Eigentlich würde Sex ganz natürlich auf Augenhöhe, miteinander im harmonischen Einvernehmen, rundum zivilisiert Freude und Glück verbreiten. Aber in der deutschen Kriminalstatistik wurden 2022 elftausend Fälle von Vergewaltigung erfasst (vermutlich gibt es noch dazu eine enorme Dunkelziffer), und nur sechshundert Verurteilungen. Suzie Miller, eine frühere Anwältin, bezeichnet die starken Barrieren (Tagesspiegel 13. 8. 2024, Seite 16):
"In Großbritannien geht man davon aus, dass eine von drei Frauen in ihrem Leben sexuell missbraucht wird. Von diesen Frauen geht nur eine von zehn zur Polizei. Von diesen Fällen wiederum landet vielleicht einer von 20 vor Geri. Wenn sie erst einmal vor Gericht sind, ist die Verurteilungsquote extrem gering. Allein die Zahlen zeigen also, dass das Verfahren nicht funktioniert."
Und die natürliche Emotion? Suzie Miller schrieb das Theaterstück "Prima Facie", es wurde verfilmt und in UK wurden 3000 Polizisten dazu verpflichtet, den Film anzuschauen. Suzie Miller berichtet, was viele von ihnen sagten (ebd. S. 16):
"Ich mache diesen Job seit 30 Jahren und gestern wurde mir klar, dass ich in all der Zeit alles falsch gemacht habe. Ich wusste nicht, wie viele Frauen ich traumatisiert habe, indem ich sie einfach mit Fragen übergossen oder ihnen das Gefühl gegeben habe, dass sie meine Zeit verschwenden."
Im Theaterstück lässt Suzie Miller die Protagonistin, Anwältin Tessa Enslers sagen:
"Wenn man die Ungerechtigkeit einmal sieht, kann man sie nicht mehr nicht sehen."
Da hat sie Recht, indem sie einfach zivilisiert reagiert. Lebewesen haben ein Gespür für natürliche Gerechtigkeit und können sich schon mitten in Vorstufen von Zivilisation brauchbar orientieren. Philosophen sagen ihnen dann manchmal, sie hätte den "kategorischen Imperativ" beachtet, so wie ihn Immanuel Kant vor 200 Jahren als vernünftig empfohlen hatte. Passt schon, sowieso: Die Systeme der Menschen, sei es nun juristisch, terroristisch, musikalisch oder sonst wie, spüren nichts. Sie werden von KE überrascht werden. Wohin dies dann führen wird, das ahnt noch kaum ein Mensch.